Der Chinese von Moritzburg grüßt ab heute seine Gäste

16.10.2008

Seit heute begrüßt die Besucher von Schloss Moritzburg  ein außergewöhnlicher Gastgeber. Wer die Wagenhallen des Barockschlosses betritt, sieht sich Auge in Auge mit dem originalen Mandarin, chinesischen Würdenträger, der einst das Dach des unweit gelegenen Fasanenschlösschens krönte.

Einst grüßte er schon von weitem die sächsischen Kurfürsten und deren Gäste bei Wind mit einem Kopfnicken, wenn sie sich auf einem Bootskanal dem Sommer-Palais vom Barockschloss her näherten. Mit Hilfe der Schlossbesucher und Moritzburg-Touristen soll dieses Moritzburger Original nun aus dem internationalen Kunsthandel erworben werden.

Dazu starten Schloss Moritzburg und Fasanenschlösschen eine Spenden-Aktion, in der auch der hölzerne Mandarin eine bedeutende Rolle spielen wird: denn für jede Spende bedankt sich dieser mit seinem charakteristischen Kopfnicken! Möglich macht dies der raffiniert verborgene Pendelmechanismus im Inneren der Holzplastik, der durch den Münzeinwurf ausgelöst wird.

„Eine tolle und innovative Sache im Dresdner China-Jahr“ freut sich Schlösserland-Direktor Dr. Christian Striefler. „Um den Gast zur Spende zu animieren, braucht es gelegentlich mehr als eine gewöhnliche Spendenbox.. In Moritzburg bekommt er unmittelbar etwas zurück, denn was gibt es schöneres als ein dankbares Lächeln?“

Und Schlossleiterin Ingrid Möbius ist sich sicher: „Mit unserem nickenden Chinesen haben wir zugleich eine neue Attraktion für die Besucher der Moritzburger Schlossinsel geschaffen. Mit der Unterstützung unserer Gäste werden wir es schaffen, dieses Moritzburger Original wieder nach Hause zu holen.“

Neben einem Großbanner an der Schlossfront und einem schwimmenden Hinweis im Schlossteich wird auch eine Veranstaltungsreihe auf die Kampagne aufmerksam machen und diese begleiten.

So wird es am 7. Dezember (2. Advent) um 18 Uhr ein Benefizkonzert mit dem „Ensemble Serenata Saxonia“ in Adams Gasthof (Moritzburg) geben. Ein weiteres Konzert ist zum Saisonstart im Frühjahr geplant. Dann wird auch das neue Besucherzentrum am Fasanenschlösschen eröffnet werden. Dort soll der hölzerne Mandarin nach erfolgreichem Abschluss der Spendenaktion seinen endgültigen Platz finden. Im Obergeschoss wird er dann in einem Wartebereich für die Gäste des Schlösschens neben einer umfangreichen Dokumentation zur Restaurierung des Rokoko-Palais im chinoisen Stil dauerhaft zu sehen sein.

Bereits zum Tag des offenen Denkmals im September diesen Jahres haben die beiden gemeinnützigen Vereine Muse im Fasanengarten e.V. und Freunde des Museums Schloss Moritzburg e.V. mit einem gemeinsamen Veranstaltungsprogramm Gelder für den Chinesen gesammelt. Diese Einnahmen (853,77 Euro) wurden heute ebenfalls mit einem symbolischen Scheck an Schlossleiterin Ingrid Möbius überreicht.

Weitere Veranstaltungen der Vereine werden auch im kommenden Jahr die Aktion begleiten. Weitere Infos: www.schlossfreunde.de und www.muse-fasanengarten.de

Das Fasanenschlösschen ist noch bis Ende Oktober täglich 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Rokoko-Palais ist nur im Rahmen geführter Rundgänge (halbstündlich) zu besichtigen. Aufgrund der begrenzten Platzkapazität (max. 10 Personen pro Rundgang) empfiehlt sich eine Voranmeldung. Tel. (03 52 07) 87 36 10.

 

Der Chinese ist während der regulären Öffnungszeiten von Schloss Moritzburg zu sehen:

Januar: Sa und So, 10.00 –16.00 Uhr

Februar/März: Di bis So, 10.00 –16.00 Uhr

April bis Oktober: Mo bis So, 10.00 –17.30 Uhr

November/Dezember: Di bis So, 10.00 –16 Uhr

 

 

Informationen zur Spenden-Aktion gibt es auch unter:

www.schloss-moritzburg.de und www.schloesserland-sachsen.de

 

Hintergrund

Seit seiner Wiedereröffnung im Sommer 2007 wird die Rekonstruktion des Fasanenschlösschens weiter fortgesetzt. Restauratoren arbeiten kontinuierlich daran, die Ausstattung originalgetreu und vollständig wiederherzustellen. Dazu zählt auch das originale Figurenensemble. Schloss Moritzburg und Fasanenschlösschen möchten den Chinesen nun aus dem internationalen Kunsthandel erwerben.

Die Spender Erivan Haub, Dr. Frank Knothe, der Kunsthandel Xaver Scheidwimmer und die Rudolf-August Oetker Stiftung haben 25 000 Euro beigetragen. Den Betrag von 55 000 Euro müssen Schloss Moritzburg und Fasanenschlösschen selbst aufbringen. Jeder kann dabei helfen. Das Original begrüßt die Gäste im Eingangsbereich des Moritzburger Barockschlosses. Dort bedankt sich der Chinese für die Spenden mit einem freundlichen Kopfnicken und einer Grußkarte zum Andenken.

Parallel haben die Besucher sowohl im Fasanenschlösschen als auch im Barockschloss die Möglichkeit, individuelle Spendensummen in entsprechende Spendenboxen oder an der Museumskasse einzuzahlen. Ab einer Summe von 100,00 Euro stellt der Schlossbetrieb auch Spendenquittungen aus.

Zur Geschichte der Figurengruppe

Ein warmer Blick, ein freundliches Kopfnicken. Schon vor mehr als 200 Jahren grüßte der Chinese von Moritzburg so die Gäste des sächsischen Kurfürsten. Der sächsische Kurfürst Friedrich August III. hatte eine außergewöhnliche Leidenschaft: Am Bärnsdorfer Großteich ließ er einen Miniaturhafen samt Mole und Leuchtturm entstehen. Mit einer zweimastigen Fregatte segelte er an das andere Teichende, wo die Dardanellen nachempfunden waren. Sie bildeten die Kulisse für höfische Feste und Schauspiele.

Das Fasanenschlösschen, dessen Dach der Chinese zierte, diente dem Kurfürsten als sommerliches Lustschloss. Es wurde im chinoisen Stil gestaltet. Die Gäste des Kurfürsten erblickten den Mandarin  auf dem Dach des Rokokopalais, wenn sie sich im Boot über den Kanal näherten. Bei Wind bewegte sich sein Kopf. Dies ermöglichte ein raffinierter Pendelmechanismus im Inneren der Figur.

Reichlich zehn Jahre nach Erbauung des Fasanenschlösschens wird in einer Reparaturakte vermerkt, dass die Figurengruppe vom Dach des Hauses so verwittert sei, dass sie erneuert werden müsse. Der Dresdner Bildhauer Johann Baptist Dorsch erhält 1786 den Auftrag zur Ausführung in Eichenholz.

Die Figurengruppe besteht aus einem Mandarin, der auf einem Kissen sitzt, und einem hinter ihm stehenden Knaben, der ihm den Ehrenschirm hält. Eine Besonderheit bildet ein Pendelmechanismus, der sich im Inneren des Kopfes des Chinesen befindet, und diesen bei starkem Wind nicken lässt.

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Reparaturen durchgeführt, die stark dem Regenwasser ausgesetzten Stellen mit Blech benagelt usw.

1976 wurde die Gruppe aus konservatorischen Gründen vom Dach genommen und im Institut für Denkmalpflege Dresden eingelagert.

1985/86 erfolgte die Restaurierung durch den Dresdner Restaurator Dittmar, der auch die Kopie in Hartkunststoff anfertigte, die nun auf dem Dach steht.

Informationen zur Spenden-Aktion:

 

Schloss Moritzburg und Fasanenschlösschen; 01468 Moritzburg;

Tel.: 035207 / 87318; Fax: 035207 / 87340;

moritzburg@schloesserland-sachsen.de

 

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