... ein Doppellöffel für zerstrittene Eheleute!

09.07.2004

Ein halbes Jahrtausend Esskultur - Sonderausstellung auf Burg Stolpen


Gestern eröffnetet der Direktor der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Stéphane Beemelmans, auf Burg Stolpen zusammen mit dem stellvertretenden Burgleiter Jens Gaitzsch eine neue Sonderausstellung: "Messer, Löffel, Gabel" (Ess-)Bestecke aus fünf Jahrhunderten - Die Bestecksammlung Grotegut.

"Unsere Schlösser, Burgen und Gärten leben davon, dass sie den Besuchern, vor allem auch aus der Region, immer wieder neue und interessante Anreize bieten, das ist Burg Stolpen auch diesmal wieder gelungen", sagte Stéphane Beemelmans in seiner Begrüßung.

Seit alter Zeit bedient sich der Mensch bei der Nahrungsaufnahme (neben den Fingern) einiger Hilfsmittel, egal ob er sich nicht die Hände verbrennen wollte oder um eine gewisse Etikette zu wahren. Die Gabel ist dabei das jüngste Element.

Das Tafelbesteck, auf dem Tisch bereitliegend und in einheitlicher Serie von Löffeln, Messern und Gabeln, wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts in adligen Kreisen üblich. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts benutzten einfache Leute ihr eigenes, mitgeführtes Essgerät. Es bestand aus einem (Holz-)Löffel und einem Messer, das vielfältig anderweitig genutzt werden konnte (heute als das Taschenmesser bekannt). Löffel und Messer wurden zumeist in ein Futteral gesteckt.

Mit der Verfeinerung der Tischsitten differenzierten sich die einzelnen Besteckteile nach ihren verschiedenen Funktionen. So verkleinerte sich beispielsweise der profane Löffel zum Limonaden-, Eis-, Dessert-, Kaffee- und Teelöffel bis hin zum Mokkalöffel oder er vergrößerte sich zum Soßen- oder Salatlöffel.

Die Ausstellung zeigt ca. 150 Bestecke und Besteckteile des alltäglichen Gebrauchs vom 15. bis 19. Jahrhundert und zeigt damit einen repräsentativen Querschnitt eines wesentlichen Aspekts der Esskultur.






Auch einige Sonderformen (Symbollöffel) sind zu sehen, darunter ein Unikum: der Doppellöffel mit zwei Laffen gegensätzlich verlötet an einem Stiel für zerstrittene Eheleute. Hauptsächlich in den ländlichen Gegenden üblich, erhielt das Paar für einen Aussöhnungsversuch vom Dorfschulzen einen Teller Suppe nebst dem Doppellöffel und wurde eingesperrt. Essen konnte immer nur einer von beiden. Voraussetzung und Sinn der Veranstaltung war die vorherige gütige Einigung darüber, wer zuerst dran kommt.

Die Ausstellung ist vom 10. Juli bis 22. August 2004, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Und noch eine Besonderheit. Der Eigentümer ,Einhard Grotegut, führt am Sonntag, dem 18. Juli 2004 und Sonntag dem 15. August 2004 persönlich durch "seine" Sammlung - ohne Aufpreis, versteht sich.

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