Schloss & Park Pillnitz: Von einem Sachsen, der auszog, dem Maharadscha zu dienen.

01.02.2016

Sonderausstellung im Schlossmuseum und im Schlosspark mit Rahmenprogramm | In Indien feiert die Region Bangalore den dort hoch verehrten Gärtner G. H. Krumbiegel mit einer Blumenschau, sein Lohmener Geburtshaus wurde aus Blumen nachgebaut. | Büste des Gärtners als Geschenk aus Indien in Pillnitz eingetroffen

Zu Ehren des Gärtners Gustav Hermann Krumbiegel, welcher in Lohmen bei Dresden geboren wurde, in Pillnitz das Gärtnerhandwerk erlernte und in Indien als Gartengestalter berühmt wurde, veranstaltet die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH 2016 in Schloss & Park Pillnitz ein Themenjahr mit dem Titel »Der Gärtner des Maharadschas – Ein Sachse bezaubert Indien.«

Sonderausstellung im Schlossmuseum

Vom 30. April bis 1. November 2016 lädt die Sonderausstellung im Schlossmuseum (Neues Palais) zu einem Blick in die Lebens- und Wirkungsgeschichte Gustav Hermann Krumbiegels und zu einem Ausflug in das ferne Indien.

Indisches Flair in gestaltetem Schlosspark

Auch im Schlosspark wird in den Sommermonaten der »indische Teppich« ausgerollt: Vom 1. Juni bis zum 3. Oktober 2016 setzen florale Inszenierungen – wie Teppichbeete, Blumentreppen und Blumenskulpturen –, eine Fotoausstellung und die temporäre Erweiterung des Kräutergartens mit indischen Gewürz- und Nutzpflanzen farb- und kontraststarke Blickpunkte.

Rahmenprogramm mit thematischen Veranstaltungen

Umrahmt wird das Themenjahr von Veranstaltungen, wie Yoga im Park und Rangoli-Legen, aber auch eine Floristikausstellung in der Orangerie und indische Brettspiele anlässlich des Pillnitzer Spielewochenendes finden statt. Alle Veranstaltungen auf www.schlosspillnitz.de.

Flowershow in Lal Bagh (Indien) mit Krumbiegels Geburtshaus aus Blumen

In der Region Bangalore, im Botanischen Garten Lal Bagh, wo Krumbiegel einst viele Jahre wirkte, wird der ehemalige Gärtner des Maharadschas heute hoch verehrt. Die diesjährige Blumenschau stand ganz im Zeichen seines 150. Geburtstagsjubiläums. Sogar sein Geburtshaus, das in Lohmen bei Dresden steht, wurde aus unzähligen Blumen nachgebaut. Bei der Eröffnung der Schau war auch der deutsche Generalkonsul Jörn Rohde zu Gast. Ende Januar ging die Schau zu Ende – in Pillnitz beginnt der indische Blumenzauber am 1. Juni 2016.

Ein besonderes Geschenk aus Indien an Pillnitz:

Am 13. Januar 2016 traf in Schloss & Park Pillnitz eines der ersten Exponate ein, gestiftet von der Mysore Horticultural Society, Bangalore: eine Büste von Gustav Herrmann Krumbiegel, die nun auch Teil der Sonderausstellung im Schlossmuseum (Neues Palais) ab 30. April sein wird.

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Gustav Hermann Krumbiegel, der Gärtner des Maharadschas aus Pillnitz

Vor 150 Jahren, am 18. Dezember 1865, erblickt im sächsischen Lohmen, unweit von Dresden, Gustav Hermann Krumbiegel das Licht der Welt. Als ältester Sohn einer kinderreichen und verarmten Familie beginnt er bereits als 14-Jähriger in den Königlichen Gärten Pillnitz die Ausbildung zum Gärtner und lernt neben der grünen Handwerkskunst auch die Gartenmoden des 19. Jahrhunderts kennen. Darunter die Gestaltung sogenannter Teppichbeete – streng konturierte, symmetrisch gegliederte und kontraststarke Pflanzungen aus Blattschmuckstauden, die mit exotischen Gewächsen akzentuiert werden. Das Pillnitzer Palmenhaus – damals gerade einmal 20 Jahre alt – vermittelt ihm bereits in seinen gärtnerischen Anfangsjahren eine Vorstellung von fernen Gartenwelten. So nimmt es nicht Wunder, dass der talentierte Krumbiegel nach Beendigung seiner Ausbildung nach Höherem und in die Ferne strebt: Über eine Gärtneranstellung in den herrschaftlichen Gärten von Schwerin (1884-1885) und im angesehenen Park der Etatsrätin Helene Donner in Hamburg (1885-1887) gelangt er nach England: die über die Landesgrenzen hinaus bekannten Königlichen Botanischen Gärten in Kew/London sind Traum eines jeden Gärtners dieser Zeit. 1888 beginnt er in den Royal Botanic Gardens, Kew als einer der wenigen zugelassenen Ausländer, vertieft sein Wissen zu Botanik belegt Kurse in Chemie und Physik und erhält eine Anstellung in der tropischen Abteilung. Ein Blick in die Akten belegt: Krumbiegel ist nicht nur wissbegierig, sondern auch ein beliebter Zeitgenosse. Sogar sein Spitzname ist vermerkt: „Krummie“. Als Spezialist für die Vermehrung tropischer Pflanzen verfasst er den preisgekrönten Aufsatz „A chat on propagation“ und wird 1893 zum Mitbegründer des bis heute aktiven Kew Guild, einer Vereinigung aller Gärtner und Mitarbeiter der Royal Botanic Gardens Kew. Im März 1893 geht Gustav Hermann Krumbiegel an Bord eines Ozeandampfers in Richtung Indien. 27-jährig, voller Ideen und Tatendrang. Noch ahnt er nicht, dass er nur wenige Jahre später zu einem der engsten Berater des Maharadschas aufsteigen wird. Seine Majestät Krishnaraja Wodeyar IV. (1884-1940) wird dem Sachsen in gärtnerischen und planerischen Fragen sein vollstes Vertrauen schenken, ihn zum „Consulting Architect“ ernennen und Mysore zu einem der fortschrittlichsten Staaten des kolonialen Indiens entwickeln… Als „Superintendent of State Gardens“ beginnt Krumbiegels steile Karriere in Baroda/Indien. Ab 1908 steht er dem botanischen Garten Lal Bagh in Bangalore vor, der traditionell von Absolventen von Kew geleitet wird. Am Staudamm von Krishnarajasagara / Mysore legt er den großartigen Lustgarten Brindavan an und wirkt in den so genannten „Hill Stations“, den sommerlichen Rückzugsorten der Maharadschas und Briten. Er betreut die Palastgärten in Mysore und Bangalore und realisiert Versuchsanbauflächen für zahlreiche Nutzpflanzen, darunter Mango, Äpfel und Wein. Der praktische Nutzen des Gartenbaus ist für ihn Auftrag und Leidenschaft zugleich. Es sind seine stadtplanerischen und gemeinwohlorientierten Tätigkeiten, die ihn in Indien so bekannt und beliebt werden ließen: Mit der Gestaltung zahlreicher öffentlicher Gartenanlagen sowie der Anlage von Alleen fördert er erheblich den Ruf Bangalores als Gartenstadt. In zahlreichen Projekten setzt er sich für die Bildung und Gesundheit der ländlichen Bevölkerung ein und propagiert den ökonomischen Nutzen des Gartenbaus. So gründet er beispielsweise in Lal Bagh die erste „School of Horticulture“ Indiens und organisiert regelmäßige Blumen- und Gartenschauen. In „horticultural farms“ im Umland von Bangalore wird experimentell Gartenbau betrieben, Pflanzen auf ihre Tauglichkeit für Ernährung und Industrie getestet, an der Schädlingsbekämpfung und Haltbarmachung von Lebensmitteln geforscht. Informationen und Pflanzenproben werden gesammelt und an die Landbevölkerung ausgegeben. Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wirkt Gustav Hermann Krumbiegel aktiv in Indien. Hier heiratet er 1896 die Engländerin Kate Evans und gründet mit ihr eine Familie. Selbst nach seinen Internierungen von 1915 bis 1919 und ab 1939 bleibt er dem Land treu. 91-jährig stirbt er am 8. Februar 1956 in Bangalore.

Eintrittspreise zum Themenjahr

Im Zeitraum der Sonderausstellung im Schlosspark wird auf das „Tagesticket Park Pillnitz“ (gültig für Park & Palmenhaus) ein Themenjahrzuschlag in Höhe von 1,00 € erhoben (voll 3,00 € / ermäßigt 2,00 € / Gruppen 2,50 €). In den Monaten April und Mai sowie vom 4. Oktober bis 1. November entfällt der Zuschlag (voll 2,00 €, ermäßigt 1,00 €, Gruppen 1,50 €). Die Jahreskarte bleibt im Preis ganzjährig unverändert (voll 8,00 €, ermäßigt 4,00 €). Das Tagesticket für Schloss & Park Pillnitz, welches auch den Besuch des Schloss- und Kunstgewerbemuseums inklusive aller Sonderausstellungen umfasst, bleibt ebenfalls unverändert (8,00 € / ermäßigt 6,00 €, Gruppen 7,00 €).

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