Auf den Spuren der Wettiner
Von der Kinderstube bis zur letzten Grabstätte

Nur wenige Kilometer entfernt von Halle an der Saale erhebt sich die stattliche Burg Wettin über den breiten Fluss. Von ihr leitet sich der Name des deutschen Uradelsgeschlechtes der Wettiner ab, das seit fast 1000 Jahren tief mit der Landesgeschichte von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verwurzelt ist.

Den Anfang machte Konrad der Große, der 1125 von Kaiser Heinrich V. mit der Markgrafschaft Meißen beliehen wurde.

Durch kluges Handeln und das Aufspüren großer Silber- und Erzbestände entwickelte sich Sachsen zu einem florierenden Landstrich. Erst die gesellschaftlichen Umbrüche nach dem ersten Weltkrieg ließen den letzten Wettiner in Sachsen Friedrich August III. im Jahre 1918 abdanken.

Schloss Rochlitz (A)

»Fett. Einäugig. Revolutionär« ‒ dies sind sicher nicht die einzigen Merkmale, die auf Dedo von Groitzsch, Konrad I. von Wettin und Elisabeth von Rochlitz zutrafen. Die so getitelte Dauerausstellung gibt jedenfalls noch andere Einblicke in das Leben dieser Wettiner-Herrscher.

Die Reichsburg Rochlitz kam 1143 in den Besitz der Wettiner und blieb in den folgenden Jahrhunderten eng mit dem Aufstieg der Wettiner in Sachsen verbunden. Bereits ab 1156 erfuhren Burg und Amt einen rasanten Aufstieg dank des kolonialen Landesausbaus durch Dedo dem Feisten, dem die Rochlitzer Besitzungen durch Erbteilung zufielen. 400 Jahre später gestatte Elisabeth von Rochlitz, die Witwe des Erbprinzen Johann von Sachsen, gegen den Willen ihres Schwiegervaters, die lutherische Lehre in ihren Gebieten Rochlitz und Kriebstein einzuführen.

Von November bis Februar ist Schloss Rochlitz für Besucher geschlossen.

Weiter zu Station B – Kloster Altzella, ca. 45 km

Schloss Rochlitz Spiegelung Wasser
Kloster Altzella Park Mausoleum

Kloster Altzella (B)

Das bedeutende Zisterzienserkloster »Cella Sanctae Mariae« wurde 1162 von Markgraf Otto von Meißen gestiftet. Er veranlasste auch, die Erbbegräbnisstätte des wettinischen Fürstengeschlechtes in das Kloster zu verlegen. In Gedenken an seine Vorfahren ließ der Kurfürst Johann Georg II. Ende des 17. Jahrhunderts eine Begräbniskapelle erbauen. Noch heute sind die Grabplatten von Markgraf Otto von Meißen, seiner Frau Markgräfin Hedwig und ihren Söhnen Albrecht der Stolze und Dietrich der Bedrängte im Mausoleum zu besichtigen. Eingebettet ist die Grablege in einen romantischen Landschaftspark, der um 1800 angelegt wurde.

Der Klosterpark ist von April bis Oktober außer montags ab 10:00 Uhr geöffnet.

Weiter zu Station C – Schloss Freudenstein, ca. 20 km

Schloss Freudenstein (C)

Auch das Schloss Freudenstein ist eng mit der wettinischen Familiengeschichte verbunden: Nach den Silberfunden in Freiberg, dem damaligen Christiansdorf, ließ Markgraf Otto von Meißen 1168 eine Burg zum Schutz des Silberbergbaus errichten. Ab 1505 residierte Herzog Heinrich der Fromme meist in Freiberg. Nachdem er die Herrschaft über das Herzogtum Sachsen von seinem Bruder übernahm, führte er den Protestantismus als Staatsreligion ein. Seine Söhne, die späteren sächsischen Kurfürsten Moritz und August, wurden im Schloss geboren. Heute befindet sich hier die Ausstellung »Terra Mineralia«, eine herausragende Sammlung mineralogischer Funde aus der ganzen Welt.

Weiter zu Station D - Residenzschloss Dresden, ca. 50 km

Schloss Freudenstein Schlosseinfahrt
Residenzschloss Dresden

Residenzschloss Dresden (D)

August der Starke vererbte seine Sammelleidenschaft auf seinen Sohn Friedrich August II. Er war es, der Raphaels Sixtinische Madonna nach Dresden bringen ließ. Unter seiner Regie entwickelte sich die Gemäldegalerie zu einer der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Anlässlich seiner Vermählung mit der Kaisertochter Maria Josepha im September 1719 ließ sein Vater das Schloss neu herrichten und das Paradeappartement im Westflügel besonders kostbar und prunkvoll einrichten. Im Zuge der Rekonstruktion des Schlosses wird es im Erscheinungsbild des Augusteischen Zeitalters wieder hergestellt.

Bereits jetzt zu bewundern sind das Alte und Neue Grüne Gewölbe, die Rüstkammer, das Münzkabinett und die Türckische Cammer. Die Ausstellung »Weltmacht und Wissen um 1500« vermittelt die geistigen und wissenschaftlichen Strömungen zur Zeit der ersten sächsischen Kurfürsten.

Weiter zu Station E - Albrechtsburg Meissen, ca. 27 km

Albrechtsburg Meissen (E)

Die Albrechtsburg ist der erste Schlossbau auf deutschem Boden und ein Meisterwerk spätgotischer Architektur. Sie entstand zwischen 1471 und 1524 im Auftrag der Brüder Ernst und Albrecht von Wettin, die bis 1485 Sachsen gemeinsam regierten. Der Baumeister Arnold von Westfalen erhielt also den schwierigen Auftrag, ein repräsentatives Verwaltungszentrum mit Platz für zwei getrennte Hofhaltungen zu gestalten. Trotz der grandios gemeisterten Aufgabe nutzten die Brüder das Gebäude nur elf Jahre als Wohnschloss. Im Jahre 1485 beschlossen sie, ihr Herrschaftsgebiet aufzuteilen. Albrecht verlegte in der Folge seinen Hauptsitz nach Dresden, Ernst nach Wittenberg. Bis zum Einzug der Porzellanmanufaktur 1710 fanden lediglich Empfänge, besondere Hofhaltungen oder Jagdgesellschaften im Schloss statt. In der neuen Dauerausstellung können Sie sich am Originalschauplatz auf eine 500-jährige Zeitreise durch die wettinische Hofkultur begeben.

Weiter zu Station F - Schloss Hartenfels, ca. 67 km

Albrechtsburg Meissen Gesamtansicht Blick ueber Elbe gelbe Blumen Silvio Dittrich
Schloss Hartenfels Sommer Spiegelung

Schloss Hartenfels (F)

Nur ein Jahr nach der Leipziger Teilung 1485 ließ Kurfürst Friedrich III. (der Weise) in Torgau das Schloss Hartenfels zur neuen Hauptresidenz der ernestinischen Linie ausbauen. Er war es auch, der in Wittenberg die Universität Alma Mater Leucorea eröffnete. Und er war es, der Martin Luther freies Geleit zusicherte und ihn auf die Wartburg bringen ließ, als dieser auf dem Reichstag zu Worms geächtet wurde. Heute ist Hartenfels das größte vollständig erhaltene Schloss der Frührenaissance Deutschlands. Der Große Wendelstein im Schlosshof gilt als »unmögliche Treppe«, weil der Baumeisters Konrad Krebs sie ohne jeden stützenden Mittelpfeiler konstruierte. Hartenfels galt als modernes Wohnschloss. Ein kurioses Zeugnis davon ist der innovative Getränkeaufzug im Flaschenturm, der leise klirrend den tafelnden Adel mit Nachschub versorgte.